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Die historische Entwicklung der Eisenbahn-Nebenfahrzeuge. Die Draisine - Teil 1

DraisineGleis-Laufmaschine, © Südbahn MuseumDie österreichische Draisinen Sammlung im Rundlokschuppen Mürzzuschlag ist weltweit einzigartig!

Die Sammlung zeigt normalspurige Kleinwagen, heute Nebenfahrzeuge genannt. Sie sind im Zeitraum von 1838 bis in die 1980er Jahre bei den ÖBB und deren Vorläufern für den Bau-, und Aufsichtsdienst in Verwendung gewesen.

Als Erfinder der Draisinen gilt im deutschsprachigen Raum der Seidenfabrikant Franz Aloys Bernard, der 1838 ein Patent für eine Laufmaschine, die auf Gleisen bewegt werden konnte, in Wien anmeldete. Die Bezeichnung Draisine geht jedoch auf den Forstmeister Karl Friedrich Drais (1785-1851) zurück. Drais hat bereits 1813 einen vierrädrigen Wagen mit Fußpedalantrieb für die Straße und 1817 eine hölzerne, lenkbare Laufmaschine, als Vorläufer des Fahrrades, erfunden. 1842 baut er einen Wagen für Bahngleise in Karlsruhe. Seine Laufmaschine versuchte Drais weltweit zu vermarkten und so blieb der Name Drais bis heute im Gedächtnis der Menschen. Aber auch der Mechanikus Josef Božek aus Prag, hat bereits 1825 für den Erbauer der Pferdebahn Linz-Budweis, Franz Gerstner, nach englischem Vorbild, einen mechanischen Wagen – eine Fahrmaschine - zur Streckenbesichtigung gebaut. Den Bau selbst hat der Werkstättenleiter der Prager Polytechnischen Schule, Jan Soucek, geleitet. Es ist dies die erste bekannte Draisine auf Österreichs Gleisen.

Das Einsatzgebiet

Im Einsatz waren die Draisinen für die Überwachung und Kontrolle von Bahnstrecken. Draisinen sind kleine, durch Menschenkraft oder später auch durch Verbrennungskraftmotore angetriebene Schienenfahrzeuge. Die Entwicklung begann mit einfachsten Laufmaschinen, wie die nach dem Patent von Franz Aloys Bernard. In den Anfangsjahren des Bahnbetriebes waren Hand-Hebeldraisinen und Gleisfahrräder in Verwendung. Als Hilfsmittel für die Überwachung und für Erhaltungsarbeiten entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts eigene Bahndienstfahrzeuge.

Der Namensgeber, Karl Friedrich Drais

Karl Friedrich Drais (geb. 29. April 1785, gest. 10. Dezember 1851), Freiherr von Sauerbronn, lebte als Forstmeister im deutschen Großherzogtum Baden. In seinem sehr unsteten Leben machte Drais mehrere Erfindungen und wurde 1818 zum Professor der Mechanik ernannt. 1813 erfand Drais einen vierrädrigen Wagen für die Straße, der vom Fahrer mittels Fußantrieb an der hinteren Achse bewegt wurde. 1817 baute er ein hölzernes Zweirad mit Lenkstange und Fußantrieb – die Laufmaschine und damit Vorläufer der ersten Fahrräder. Im Zuge des Bahnbaues in Karlsruhe erprobte Drais 1842 einen vierrädrigen Wagen mit fußantrieb auf den Bahngleisen. 1843 entwickelte die Firma Keßler & Martiensen in Karlsruhe vierrädrige Wagen mit Handkurbelantrieb für die Badischen Eisenbahnen. So entstand die Bezeichnung Draisine für ein vorerst, nur durch Menschenkraft angetriebenes Schienenfahrzeug.


Der Erfinder, Franz Aloys Bernard

Der Wiener Seidenfabrikant Franz Aloys Bernard (geb. 9. Juni 1791, gest. 26. Jänner 1851) war von der ersten österreichischen Dampfeisenbahn – eröffnet 1837 zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram – so beeindruckt, dass er sich mit der Erfindung einer Gleis-Laufmaschine zu beschäftigen begann. Am 26. Februar 1838 bekam er ein österreichisches Patent und gilt daher im deutschsprachigen Raum als Erfinder der Draisine.

Der glücklose Mechanicus, Josef Božek

Josef Božek (geb. 28. Februar 1782, gest. 21. Oktober 1835) war „Ständisch-technischer Uhrmacher und Mechanicus“ am Polytechnischen Institut in Prag. Er konstruierte für Franz Gerstner, dem Erbauer der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis mathematische Instrumente. Bereits 1815 beschäftigte er sich mit der Anwendung von Dampfmaschinen bei Fahrzeugen und Schiffen. Im September d.J. veranstaltete er bei Prag Schaufahrten mit einem Straßendampfwagen und 1817 mit einem kleinen Rad-Dampfschiff. Leider verhinderte ein starkes Unwetter den günstigen Verlauf der Vorführung und darüber hinaus wurden ihm auch die Einnahmen gestohlen. 1825 baute er für Gerstner eine „Fahrmaschine“ für die Streckenbesichtigung. Es war dies die erste Draisine, die für eine österreichische Bahnstrecke gebaut wurde. Sie hatte eine Spurweite von 1106 mm und wurde mit zwei Fußpedalen angetrieben.

Herbert Schirmböck